Wir konnten die PSVR 2 eine Woche lang ausführlich testen.
Am 22. Februar erscheint Sonys zweite Virtual Reality-Generation und wir konnten uns vorab anschauen, was das 600 Euro teure, kabelgebundene PS5-Zubehör zu bieten hat – und was nicht. Da unsere Testphase so manch Kritikpunkt zum Vorschein gebracht hat, wollen wir im Artikel zunächst auf die Probleme eingehen, anschließend Bereiche wie die Optik und die Sense-Controller für euch qualitativ einordnen und zuletzt aufzeigen, mit welchen Features die PSVR 2 aktuell bereits voll und ganz überzeugt.
Denn das sei bereits vorangestellt: Sonys neues Headset ist trotz guter Technik zum jetzigen Zeitpunkt mehr ein Versprechen an die Zukunft, das sich in den kommenden Monaten und Jahren erst noch beweisen muss.
Alle Infos zur PlayStation VR 2: Wollt ihr ausführliche Infos zu den technischen Daten der VR-Brille, zum Lieferumfang und zur Spiele-Auswahl im Release-Zeitraum, findet ihr eine entsprechende Übersicht unter dem Link.
Negativ: Spielbereich-Begrenzung
Kommen wir ohne Umschweife direkt zum größten Kritikpunkt, der aus unserer Sicht auf ein Software-Problem zurückzuführen ist, durch das aktuell die Immersion und generell die Spielerfahrung mit der PSVR 2 leiden kann.
Sonys neue VR-Brille bietet sowohl einen Stehend- als auch einen Sitzend-Modus. Wollen wir uns beim Spielen aufrecht im Raum bewegen, wird zunächst über eine leicht verständliche Einrichtung der Raum gescannt und der Spielbereich definiert. Möchten wir lieber im Sitzen spielen, wird um unsere Sitzposition herum ein Bewegungsradius erstellt.
Damit ihr einen Eindruck vom Aussehen und vom Lieferumfang der PSVR 2 bekommt:
5
Den Lieferumfang der PSVR 2 ansehen
Problematisch ist, dass im Stehend-Modus trotz ausreichend Platz und ausreichend Licht teils mehrfach pro Minute die Spielbereich-Konfiguration erscheint, nur um kurze Zeit später wieder zu verschwinden. Speziell in Horizon: Call of the Mountain erschien der Hinweis so oft, dass ein Spielen unter normalen Bedingungen nicht möglich war. In stärkerer und schwächerer Ausprägung trat das Problem bei mehreren Testern auf. Lösen konnten wir es, indem wir den Spielbereich extrem stark ausgeleuchtet haben. Dass die PlayStation VR 2 allerdings solche Lichtbedingungen benötigt, ist schlicht und ergreifend suboptimal.
Problematisch ist auch, dass der Bewegungsradius im Sitzend-Modus zu klein ist, weshalb wir in bewegungsintensiven Spielen (Klettern und Kämpfen in Horizon) sehr oft die Spielbereichs-Warnung angezeigt bekommen. Setzen wir uns ca. einen halben Meter hinter den vordefinierten Spielbereich, hilft das, ist im Großen und Ganzen aber dennoch nicht optimal gelöst.
Was Sony nachliefern muss: Beide Punkte wären einfach zu umgehen, könnten wir die Spielbereichs-Eingrenzung wie beispielsweise bei der Meta Quest 2 deaktivieren. Bei der PSVR 2 ist es jedoch nur möglich, die Spielbereichs-Warnung in drei Stufen abzuschwächen und den Spielbereich im Stehend-Modus manuell zu vergrößern. Dass solch ein Feature fehlt, ist unschön.
Negativ: Akku-Laufzeit des Sense Controllers
Bereits beim diesjährigen Test von Sonys Pro-Controller, dem DualSense Edge, war eine mit ca. sechs Stunden äußerst geringe Akkulaufzeit mit der größte Kritikpunkt – dem sich die Sense-Controller der PSVR 2 nahtlos anschließen.
Wie lange reicht der Controller-Akku? Je nach Titel kamen wir auf eine Spielzeit von ca. 3-4 Stunden, bis beide Pads zum Aufladen an die Steckdose mussten.
Die beiden Sense-Controller liegen gut und wertig in der Hand, sie anzulegen, ist allerdings etwas tricky.
Dass Sony nicht auf eine Batterie-Lösung setzt, ist die eine Sache. Wenn allerdings auf eine Akku-Lösung gesetzt wird, sollte Minimum eine Laufzeit von 4-6 Stunden gewährleistet sein. Zwar können beide Controller auch im Ladebetrieb genutzt werden, neben dem Headset-Kabel zusätzlich mit zwei weiteren Kabeln zu hantieren, ist allerdings alles andere als optimal.
Eher negativ: Spiele-Portfolio zum Launch
Zwar sollen im Launch-Zeitraum bis Ende März 2023 insgesamt 36 VR-Spiele auf der PSVR 2 spielbar sein, nach ausführlichem Spielen von Horizon: Call of the Mountain, dem neuen exklusiven Vorzeigetitel für das Headset, ziehen wir jedoch eine eher kritische Zwischenbilanz zum Launch:
- die PlayStation VR 2 ist nicht abwärtskompatibel
- dem Headset liegen keine Spiele bei. Auf PSVR konnte seinerzeit zumindest The Playroom VR kostenlos heruntergeladen werden.
- Ports von überaus lohnenswerten Spielen für PSVR wie Astro Bot gibt es aktuell nicht.
- Horizon ist zwar speziell für VR-Neulinge eine imposante Erfahrung, jedoch kein Systemseller, den wir euch für stolze 70 Euro (50 Euro im Bundle) uneingeschränkt empfehlen könnten. Mehr dazu im Test:
Horizon: Call of the Mountain-Test
Moss, Tetris Effect, Thumper, Rez Infinite, Demeo oder auch ein Pistol Whip sind gute bis sehr gute Spiele, ohne Frage. Auch an einem Star Wars: Geschichten vom Rand der Galaxie oder Kajak VR werden sicher viele von euch als Snack für Zwischendurch ihre Freude haben. Dennoch fehlt es der PSVR 2 aus unserer Sicht neben Ports älterer Spiele zum Launch an großen VR-Highlights wie Half-Life: Alyx, Lone Echo, Beat Saber, Skyrim VR oder auch Asgard’s Wrath – oder eben dem neuen exklusiven Must Have.
Moss 1 und 2 sind zwar recht kurze, dafür aber ganz fantastische VR-Abenteuer, die wir euch nur empfehlen können.
Die Hoffnungen der kommenden Wochen liegen daher mehr auf VR-Updates zu bereits veröffentlichten Spielen wie Gran Turismo 7, Resident Evil Village oder No Man’s Sky. Wie die Modi abschneiden, konnten wir vor Release der Updates am 22. Februar noch nicht testen, werden das für euch aber zeitnah nachholen.
Diese beiden Punkte sind uns ebenfalls leicht negativ aufgefallen:
- UI: Sony setzt rein auf die Übertragung des PS5-Bildschirms, der jedoch nicht blickfüllend angezeigt wird, was etwas lieblos wirkt. Hier hätte uns ein schönerVR-Hub gefreut, wie beispielsweise bei der Meta Quest 2.
- Kopfhörer: Die beiliegenden Stereokopfhörer sind zwar bei Weitem nicht schlecht, wenn ihr aber einen vollen, basslastigen Sound und eine höhere Lautstärke bevorzugt, könnten sie euch negativ auffallen.
Gemischt: Tragekomfort der PlayStation VR 2
Beim Tragekomfort haben wir gemischte bis positive Eindrücke gesammelt. Positiv sei zunächst erwähnt, dass im Augenbereich auch nach längerem Spielen kein Druckgefühl entsteht, wir die PSVR 2 als angenehm leicht empfunden haben und sie sich leicht aufsetzen und justieren lässt.
Für die optimale Optik muss das Headset jedoch exakt auf dem Kopf sitzen. Weicht man von dieser Position ab, wird das Bild unscharf, was jedoch zur VR-Normalität gehört. Im Test kam es daher vor, dass wir den Stirnring sehr eng ziehen mussten, wodurch nach einer Stunde ein stärkeres Druckgefühl entstand. Hierbei handelt es sich natürlich um eine sehr subjektive Empfindung, die ihr jedoch im Hinterkopf behalten solltet.
Info für Brillenträger*innen: Da wir selbst beim Spielen auf eine Brille angewiesen sind, haben wir für euch eine gute Nachricht. Dank einer Gummierung, die vor den Linsen angebracht sind, könnt ihr die PSVR 2 problemlos mit dem guten Nasenfahrrad nutzen.
Dank Gummierung vor den Linsen sitzt die PlayStation VR 2 auch für Brillenträger*innen bequem auf dem Kopf.
Gemischt: Haptik des Sense-Controllers
Die beiden Sense-Controller liegen weder zu leicht, noch zu schwer in der Hand. Beide Face-Buttons, Analogstick, PS-Knopf und je nach Seite Share/Optionen-Knopf fühlen sich wertig an. Speziell die Face-Buttons lassen sich deutlich besser drücken als zuletzt beim DualSense Edge.
Als überaus umständlich empfinden wir jedoch das Anlegen des linken und rechten Sense-Controllers – erst recht bei aufgesetztem Headset. Abseits einer kleinen, kaum sichtbaren Kennzeichnung an den Schulterknöpfen (L1, L2, R1, R2) und an der Befestigung der Handschlaufe, ist eine Zuordnung kaum ersichtlich. Hier hätte ein Farbklecks zur besseren Unterscheidung oder aber eine geriffelte Oberfläche auf einem der Pads schon gereicht.
Positiv: Die Optik der PSVR 2
Bei diesem Punkt kommt es ganz stark auf eure Erwartungen an. Setzt ihr die PSVR 2 mit der Erwartung eines sauberen und kristallklaren Bildes auf, das der Erfahrung eures 4K-Fernsehers entspricht, werdet ihr enttäuscht. Auch wenn ihr an das Bild einer Meta Quest 2 gewohnt seid, solltet ihr keinen enormen optischen Sprung erwarten.
Seid ihr allerdings zuletzt mit Sonys Vorgänger-Headset oder der Oculus Quest 1 in Berührung gekommen, stellt der OLED-Bildschirm der PSVR 2 mit einer Bildauflösung von 2000x2040 Pixeln pro Auge ein deutlich sichtbares Upgrade dar. Eines, das wir trotz leichter, kaum wahrnehmbarer Mosaikbildung am äußeren Sichtfeld und leichtem Fliegengittereffekt (Screen-Door-Effekt) im Preissegment der PlayStation VR 2 als sehr gut einordnen.
Horizon: Call of the Mountain ist ein optischer Hingucker, der über 6-7 Stunden durchaus Laune macht.
Diese Punkte sind uns ebenfalls positiv aufgefallen:
Einfache Einrichtung: Ist das USB-C-Kabel der PSVR 2 erst an die PS5 angeschlossen, führt eine leicht verständliche Bilder-Show durch die Einrichtung. Nachdem die Stereoköpfhörer angeschlossen, die Controller synchronisiert sind und der Spielbereich definiert wurde, kann es dann auch schon mit dem Spielen losgehen.
Wechsel in den Sichtmodus: Via Druck auf einen Knopf an der Unterseite des Headsets lässt sich recht fix die Umgebung einblenden. So könnt ihr schauen, ob ihr noch gut im Raum positioniert seid. Zwar ist die Funktion bei der Quest durch einfaches Tippen an die Seite des Headsets noch besser gelöst, aber auch die PSVR 2 kann hier punkten.
Eye Tracking: Die PlayStation VR 2 erkennt, in welchen Bereich des Bildes ihr aktuell schaut. Dadurch könnt ihr beispielsweise mit euren Augen in Horizon durch die Menüs navigieren und auch spielerisch bietet das Feature viel Potential. Beispielsweise wenn NPCs auf euch reagieren, wenn ihr sie anschaut.
Abschließend wollen wir nochmal betonen, dass viele Punkte – darunter auch die Spielbereich-Erkennung und die Auswahl an Spielen – sich stark nach euren Bedingungen vor Ort und eurem Geschmack orientieren. Sony bringt mit der PSVR 2 kein Rundum-sorglos-Paket zum Launch auf den Markt, jedoch ein technisch größtenteils sehr gutes VR-Headset, das speziell für die Zukunft enormes Potential bietet. Ob euch dieses Potential oder der Ist-Zustand bereits 600 Euro wert sind, müsst ihr für euch selbst entscheiden. Wir hoffen aber, euch eine gute Basis zur Kaufentscheidung geboten zu haben.
Pro
- sehr gute Optik
- leichte Einrichtung und Bedienbarkeit
- meist hoher Tragekomfort (auch für Brillenträger*innen)
- gute Haptik der Sense-Controller
- Eye-Tracking-Feature
- einfacher Sichtmodus-Wechsel
Contra
- Probleme mit Spielbereich-Begrenzung
- geringe Akku-Laufzeit der Sense-Controller
- umständliches Anlegen der Sense-Controller
- Spiele-Portfolio zum Launch fehlt frisches Highlight
- etwas lieblose PS5-UI
- Stereokopfhörer bestenfalls zweckmäßig
Meinung der Redaktion
Dennis Michel
@DemiG0rgon
Die PSVR 2 ist aus technischer Sicht, speziell im Preissegment um 600 Euro, ein sehr gutes Headset. Bedienbarkeit, Optik und Features wie beispielsweise das Eye-Tracking konnten im Test durchaus überzeugen – und doch würde ich vielen von euch aktuell noch vom Kauf abraten, erst recht, wenn ihr bereits im Besitz eines VR-Headsets samt größerer Spielebibliothek seid.
Horizon ist speziell für VR-Neulinge technisch beeindruckend und eine coole Kletterei, spielerisch aber kein Must Have – erst recht nicht zum Preis von aktuell 70 Euro. Und auch sonst fehlt es dem Launch-Lineup, obwohl es coole Spiele wie Moss, Pistol Whip oder VR-Upgrades von Resi 8 und Gran Turismo 7 zu bieten hat, an dem ein oder anderen Highlight wie beispielsweise Beat Saber oder Half-Life: Alyx.
Negativ ist zudem die Konfiguration des Spielbereichs aufgefallen und der Fakt, dass sich die Begrenzung der Fläche nicht via Menü deaktivieren lässt. Je nach Lichtverhältnissen und Platz zum Spielen, kann es so zu starken Problemen kommen. Wohlgemerkt kann.
Was mir bei jüngerer Sony-Hardware nach dem DualSense Edge aber erneut stark negativ aufgefallen ist, ist die Akkulaufzeit der Sense-Controller, die je nach Spiel mit 3-4 Stunden, für meinen Geschmack deutlich zu gering ist. Für mich wäre hier eine Batterie-Lösung gleich der Meta Quest 2 die deutlich bessere Lösung.
Abschließend sei aber nochmal erwähnt, dass die PSVR 2 enorm viel Potential hat. Die Frage wird nur sein, ob dieses Potential in den kommenden Monaten ausgereizt wird, das ein oder andere Software-Update einige Mängel beseitigt und ob der konstante Strom an sehr guten Spielen kommt.